Sanfte Irre



Aus Wir sanften Irren von Peter Paul Althaus:

Wir sanften Irren sind in euren Augen leicht defekt. Gesprungne Tassen halten aber länger meist als heile.

Wir sanften Irren tragen Schlüssel in den Taschen unserer Jacken, für Türen, die es nicht mehr gibt.

Wir sanften Irren sind nicht sehr viel irrer als Gesunde, wir haben nur für manche Dinge einen anderen Blick.



Zusammenfassung
Was passiert, wenn plötzlich der Faden reißt, an dem das sorgsam behütete und gepflegte „normale“ Leben hängt? Ist dann alles verloren? – Ein Geschäftsmann erfährt vom Konkurs seiner Firma. Bisher war er typischer Bürger des fiktiven Orts Mittering, wo man sich völlig auf Profit und Effizienz ausrichtet, „modern“ ist und alles ziemlich verbissen sieht. Er betrinkt sich und landet im Rausch in Randling, wo die Sanften Irren leben, nach Meinung der Mitterer gescheiterte Existenzen. Sie fangen ihn aber mit „uncoolen“ Tugenden wie Wärme und Menschlichkeit auf und ermöglichen ihm durch ihre lockere und skurrile Sichtweise der Dinge einen Wiederanfang. Das Stück ist von der Truppe selbst entwickelt, inspiriert von Gedichten von Peter Paul Althaus (1892 – 1965), besonders vom Gedichtzyklus Wir sanften Irren . Trotz der ernsthaften Thematik ist es heiter und poetisch gestaltet. Die Texte und die selbstkomponierten Musik- und Gesangsstücke stammen aus der Feder von Bernhard Möller.


Presse-Echo (Augsburger Allgemeine, 8.11.2001)

In der Welt der Anglizismen

Theater IrrReal glänzt mit den "Sanften Irren" im Bürgerhaus

Pfersee (bs) Seine neue Inszenierung "Sanfte Irre" präsentierte jetzt das "Theater IrrReal". Die Aufführung der Pferseer Laienschauspielgruppe wurde von Publikum mit großem Beifall honoriert. Die Zuschauer im Pferseer Bürgerhaus konnten dabei spüren, dass alle Beteiligten mit großem Spaß und Engagement bei der Sache waren.

Die "Sanften Irren" im Bürgerhaus: (v.li.) Iris (Gina Schulz), Nuni (Karin Wolferstetter), Vera (Michaela Demharter), Pino (Georg Hitzler) und Gralock (Bernhard Möller) Bild: Annette Zoepf

Inspirieren ließen sich die Akteure vom Schauspieler und Kabarettisten Peter Paul Althaus (1892 - 1965). Vor dem Hintergrund seiner beiden Gedichtzyklen "Wir sanften Irren" und "Dr. Enzian" schuf das Ensemble unter der Leitung von Bernhard Möller ein Schauspiel, das sich mit der Problematik einer völlig auf Profit ausgerichteten Gesellschaft beschäftigt, in der andere Werte manchmal zu kurz kommen. In dieser scheinbar sinnentleerten Welt der Anglizismen und Mobiltelefone, beheimatet in der Ortschaft Mittering, lebt auch der Geschäftsmann Frederic (Matthias Ubert). Nachdem dieser vom Konkurs seiner Firma erfährt, landet er nach einer durchzechten Nacht

zufällig in Randling, einem Ort, an dem sich einige "Irre" zurückgezogen haben. Das Verhältnis der Bewohner beider Orte ist bis dahin von gegenseitiger Verachtung geprägt.

Sehenswerte Jonglage

Erst durch das Auftauchen Frederics findet eine schrittweise Annäherung statt. Untermalt wird die Darbietung immer wieder von Gesang - hervorzuheben ist hier vor allem Karin Wolferstetter als die "Irre" Fryderyka. Sehenswert sind ebenso die Pantomine und Jonglage des Gauklers "Pino" (Georg Hitzler).



Peter Paul Althaus

Peter Paul Althaus, 1892 in Münster geboren, war nach dem Ersten Weltkrieg Pressereferent, Schauspieler und Kabarettist. 1921 siedelte er nach München über, das seine Wahlheimat wurde. Schon seit 1916 schrieb er für den "Simplicissimus". Theatertätigkeit führte ihn nach Weimar und England, 1930 war er Mitbegründer des Kabaretts "Der Zwiebelfisch", von 1939 bis 1941 Chefdramaturg und Oberspielleiter des Deutschlandsenders, aus dem er als "politisch nicht tragbar" entlassen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, an dem er wiederum teilnehmen mußte, wurde er Mitbegründer der "Schwabinger Laterne" und des "Monopteros(s)". Bis zu seinem Tod im Jahre 1965 in München galt PPA als Repräsentant und Bewahrer der Tradition der “Traumstadt Schwabing”. Inspiriert haben uns, neben anderen Werken, vor allem seine Gedichtzyklen “Wir sanften Irren” und “Dr. Enzian”.
Peter Paul Althaus

© Bernhard Möller, Mai 2004