Ein Raum, ein Publikum, eine schmucklose Bühne
und einige Gaukler: so hebt das "Lebens Spiel" an, quasi bei der
Geburtsstunde des Theaters. Keine logische Szenenfolge, keine Kausalität
regieren von nun an den Fortgang des Geschehens sondern scheinbar der Zufall,
verkörpert in der Figur des Spielleiters Bernhard Möller, der wie die Göttin
Fortuna die Karten jedes Mal neu mischt und die Hauptfigur, den Narren (Petra
Ziegler), der auf der Suche nach sich selbst ist, mit ständig neuen Situationen
konfrontiert. Vom Mut, einen neuen Anfang zu wagen, handelt dieses "Spiel",
von der Begegnung mit einem Einsiedler, selbst mit dem Teufel als der Verkörperung
des Bösen, aber auch von der Liebe. Das alles ist natürlich alles andere als
neu. Neu, oder besser, ungewöhnlich aber ist die Mischung aus fast schon barockem
Allegorie-Theater und schlichtem, schnörkellosem, modernem Stationendrama.
Loblied auf Selbstfindung
Auch der Einfall, die lose Szenenfolge auf die Metapher des Kartenspiels
zurückzuführen, kann als durchaus gelungen angesehen werden. Nicht ganz so
glücklich wirkt der ausgeprägte Hang zu Gleichnis und Sentenz, unter der die
Charaktere und die Spritzigkeit des Stückes zu ersticken
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drohen. Letztlich bleibt der Widerspruch zwischen einem Individuum, das wenig
Individualität zu bieten hat, und dem Loblied auf Selbstfindung und Einzigartigkeit.
Wunderschön dagegen immer wieder die variationsreichen Arrangements mit den fast
lebensgroßen Tarotkarten, deren leuchtende Farben dem kahlen Bühnenraum eine Aura
von Kunst und Magie verleihen. Sehr gelungen sind auch die eingestreuten, selbst
komponierten Lieder. Trotz der Schwierigkeiten ist IrrReals "Lebens-Spiel" mithin
als ein Experiment, das es sein will, durchaus lobend hervorzuheben.
Die Apologie des Teufels, der sehr überzeugend von Wilfred Nann gegeben wird,
überzeugt etwa sehr wohl durch argumentative Dichte. Auch Matthias Ubert als Magier
oder Bernhard Möller als Turm und Spielleiter wissen gekonnt zu gefallen. Und es ist
überhaupt ein höchst willkommenes Erlebnis, wenn Theater nicht nur als eines von
vielen Unterhaltungsmedien, sondern als Ort der Auseinandersetzung mit Welt und
Leben genutzt wird, und wenn eine Amateurgruppe so konsequent eigene Wege geht
wie IrrReal.
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